Ich habe ein Kätzchen geholt, dass zu verschenken war - jetzt ist es aber offensichtlich krank, was soll ich tun?


Das grosse Elend mit den 'Gratis Katzen'

Juhui, was haben sich die stolzen, neuen Katzenbesitzer doch gefreut. Auf Internetseiten, Inseraten im Supermarkt, auf Bauernhöfen, etc. entdeckt man im Frühling, Sommer und Herbst meist viele Inserate mit dem Titel: KÄTZCHEN ZU VERSCHENKEN! Das ist doch super, ein Kätzchen wollte man schon lange und wenn es auch noch kostenlos angeboten wird, umso besser!

Vor Ort angekommen, wurde einem eine Kartonschachtel voll mit wuselnden Babies gezeigt... oder man wurde in eine Scheune geführt und konnte die Katzenbabies in einem Nest aus Stroh begutachten. Man solle einfach JETZT GLEICH eines aussuchen und mitnehmen, oder lieber grad 2! Denn die Nachfrage sei gross, später habe es keine mehr (Trick 77 übrigens - fallen Sie bitte nicht darauf rein!!!!) Die Freude über das neue, unerwartete Katzenglück ist meist zu gross, als dass man irgendwelche sachlichen Fragen stellt und so ist man dann - meist völlig unvorbereitet, ohne Box, ohne Futter, etc. - mit einem kleinen, meist seelig schlafenden Katzenkind im Schoss auf dem Weg nach Hause.

Doch vieles ist anders als erhofft. Das Kleine schreit, es frisst nichts, was ihm angeboten wird und man merkt schnell, dass es auch nicht gesund ist. Es hat furchtbaren Durchfall, Flöhe springen beim Streicheln durchs Fell auf alle Seiten ab, es niest, hat ganz verklebte Äuglein und Näschen... Normal kann das nicht sein? Oder doch?

Da das mit dem Gratis so toll funktioniert hat, schnell mal im Internet nach einer Gratis-Beratung bezüglich Katzen gesucht. Toll, das gibts ja auch: Das Beratungstelefon der Stiftung Katzenheim Schnurrli!

Was wir dort an Beratung zu hören bekamen, war einerseits Gold wert - andererseits waren wir tief beschämt über unsere eigene Kurzsichtigkeit und Naivität!

Bedenken Sie bitte: WARUM werden so so viele Katzen immer wieder kostenlos abgegeben? Da der 'Besitzer' sich nicht um Geburtenkontrolle kümmert und die Kleinen einfach regelmässig loswerden will! Denken Sie, ein solcher 'Tierbesitzer' macht sich die Mühe, seine Tiere medizinisch zu versorgen? Wohl eher nicht!

Offensichtlich ist es einfacher, einer Kätzin laufend Nachwuchs zuzumuten und diesen zu verschenken, anstatt sie einmal einzufangen und kastrieren zu lassen. Das Prinzip funktioniert ja tiptop, denn viele dieser Katzenvermehrer brüsten sich damit, dass sie noch nie Probleme hatten, all die Babies wegzugeben.
Wohin und an wen, interessiert genauso wenig, wie in welchem Zustand und Alter die Kätzchen abgegeben werden. Der Abgabezeitpunkt ist genau dann 'der Richtige', wenn ein Interessent auf der Matte steht, Hauptsache, man kriegt alle los und muss nicht noch mehr durchfüttern...

Und plötzlich hat man Verantwortung....
Ein krankes, viel zu früh von der Mutter getrenntes Kätzchen zu übernehmen, bedeutet in erster Linie eines: VERANTWORTUNG zu übernehmen und umgehend ein Gang zum Tierarzt!

Der Tierarzt kann eine Altersschätzung vornehmen und es wird oft festgestellt, dass die Kleinen noch gar nicht in der Lage sind, festes Futter zu sich zu nehmen, sondern noch die Flasche brauchen. Dann heisst es, 24/7 schöppelen, Bäuchlein massieren, putzen, Wärmeflasche... etc., etc., halt alles was Mama ganz natürlich für ihr Baby gemacht hätte, hätte man es ihr nicht schon so früh entrissen!

Erschwerend kommt oftmal auch der schon sehr schlechte Gesundheitszustand der 'Gratis Kätzchen' hinzu und es sind keine Einzelfälle, in welchen solche Tiere wenige Tage nach der 'Adoption' versterben. Das kann dann wohl auch nicht Sinn der ganzen Aktion gewesen sein?!

Geimpft, entfloht, entwurmt?
Diese 3 Dinge sind das Mindeste, was ein Katzenvermehrer für seine Mutterkatzen und Jungtiere machen sollte. Sind sie das alles nicht: FINGER WEG! Denn durch die Nachfrage nach 'Gratis- oder Billig-Kätzchen' wird die sinn- und verantwortungslose Vermehrung von Katzen überhaupt erst am Leben erhalten. Gäbe es keine Interessenten mehr, dann würden sich auch diese Personen irgendwann für eine Kastration entscheiden müssen (oder für eine Tötung aller Jungtiere, was übrigens dann meistens mit den Kleinen geschieht, die eben niemand abgeholt hat) :(

Wir Tierschützer und Tierschutzvereine gehen noch viel weiter!
Unsere Katzen werden - sofern alt genug - selbstverständlich kastriert. Sie werden auf FeLV und FIV getestet, sie erhalten einen Mikrochip, damit sie nie verloren gehen. Wir nehmen sämtliche medizinisch notwendigen Behandlungen vor einer Vermittlung vor, so dass eine Katze aus einem Tierheim zwar eine Schutzgebühr 'kostet', diese aber durch die vorgängigen Investitionen ein VIELFACHES WERT IST - wenn wir hier - und das müssen wir ahnscheinend, auf den finanziellen Aspekt hinweisen wollen. Eine Tierheimkatze ist also das Beste und Preiswerteste, was Katzenhaltern passieren kann!

Achtung - Übertragbare Krankheiten
Viele Katzenbesitzer sind sichtlich überrascht, zu erfahren, dass - sofern sie schon Katzen haben - ihre eigen/en Katze/n sich mit Krankheiten und Parasiten anstecken können, übernehmen sie einen ungetesteten, unbehandelten, ungeimpften Neuzugang. Die Krankheiten und Parasiten, die man sich so unbedacht 'ins Haus' holen kann sind vielfältig, aber nicht minder Zeit- und Kostenintensiv, wenn schlussendlich alle Tiere zum Tierarzt müssen. Und unter Umständen, kosten sie schlussendlich Allen das Leben! Ein sehr hoher Preis, den man schlussendlich für das 'Gratis-Tier' bezahlt - finden wir! Das Prinzip mit dem 'GRATIS' geht deshalb in den seltensten Fällen auf, auch wenn einige Unbelehrbare immer und immer wieder das Gegenteil behaupten (möchten/müssen). Die Fälle, in welchen solche Halter 1'000-ende von Franken in den Tierarzt investiert haben oder das Kätzchen gleich in einem Tierheim abgebeben haben - da man sich 'alles anders' vorgestellt hat, sind die Regel - nicht die Ausnahme!

ALSO BITTE, BITTE, BITTE: HÄNDE WEG VON GRATIS-TIEREN! Geben Sie einem Tier aus einem Tierheim ein Zuhause, damit wäre Allen geholfen!